Wiederkunft

2012
Acryl auf Sperrholz
200 cm x 450 cm
Fotos: Frederik Bugglin



Die querformatige Fläche von Reto Scheibers Gemälde wird durch die Überlagerung zweier
konkurrierender Systeme gegliedert. Den Hintergrund bildet eine Abstufung von Grautönen inhorizontalen Streifen. Von tiefem Schwarz am oberen und unteren Bildrand nimmt die Helligkeitzur Mitte des Bildes hin zu, um in einer feineren weissen Linie zu kulminieren. Diese stellt dieVerbindung zu einem Netz aus weissen Diagonalen dar, die die Fläche in entgegengesetzter Richtung zu überlagern scheinen.

Rein formal betrachtet verbindet Reto Scheiber so Gestaltungsprinzipien, die sich der Op-Art
zuordnen liessen, denn das zuerst als hinten liegend Gedeutete tritt auf den zweiten Blick nach vorne – die Strukturen erzeugen eine permanente Bewegung im Auge.

Gerade die minimale Gestaltung legt in Verbindung mit der reduzierten Farbigkeit des Gemäldes auch inhaltliche Deutungen nahe. Die weissen Diagonalen gleichen Lichtstrahlen, die einen Raum durchziehen, dessen Ausmasse viel gewaltiger sind ist als die der Bildfläche. Auch die waagerechte Helligkeitsabstufung lässt sich als Licht interpretieren, das sich durch einen schmalen Spalt in der Bildmitte ausbreitet. Der sprechende Titel „Wiederkunft“ nimmt diese Bewegung auf und verleiht dem Gemälde eine sakrale Dimension.

Stefanie Bringezu, Kunstvermittlerin, Basel/Berlin 

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